Der Zilpzalp  (Phylloscopus collybita)                                                                      

 

Dieser kleine vitale Vogel gehört zu der Familie der Laubsängerartigen. Er heißt daher auch zutreffender nach seinem wissenschaftlichen Namen: Weidenlaubsänger.  

 

Es handelt sich um eine große Gruppe von Arten, die in den gemäßigteren Breiten ihr Brutgeschäft verrichten. Trotz seiner Körperlänge von 10 – 12 cm bleibt der Zilpzalp mit 7 – 10 g eher unter dem Gewicht einer Kohlmeise.

 

In vielen strukturierten Gärten ist er immer noch regelmäßig anzutreffen. Er benötigt geschlossene höhere Sitzwarten, bevorzugt daher generell Landschaften mit dichterem Baumbestand. Zierlich klein und wendig ist er, lässt sich daher selten gut beobachten. Hat man ihn endlich erspäht, ist er schon wieder weitergeflogen, indem er unaufhörlich und überall nach Kleingetier Ausschau hält. Dabei ist er gar nicht einmal so scheu, kommt im Garten sogar bis in Terrassennähe, um an einem stärker belaubten Strauch vor allem nach Insekten Ausschau zu halten.

 

 

 

Der kleine schlanke Vogel fällt mit einem Hauch von grünlichem Gefieder auf, ist sonst eher gräulich gefärbt und trägt einen hellen Überaugenstreif, den man aus der Nähe oder mit geeigneten Sehhilfen gut erkennen kann.

 

Seine zierlichen Laufbeine sind schwarz gefärbt. Ist er aus dem mediterranen Raum, vor allem aus Nordafrika und aus den Trockensavannen Ostafrikas zurückgekehrt, so kann man das Männchen ab Anfang April von eher unsichtbarem, höherem Standort hören und an seinem lebhaften, typisch schmetternden Wechselgesang schnell erkennen: Zilp –zalp –zilp-zalp-zilp-zalp  oder an einem leisen Hiit.  Das Weibchen folgt einige Tage später. Die Paarung führt meistens zu einer monogamen Saisonehe. Das Nest wird in dichter Vegetation, gern am Boden bereitet. Nach der Ablage von 3 bis 7 Eiern folgt die Brutzeit von 14 Tagen.

 

 

Die Jungen werden schnell aufgezogen, viel Gewürm und Insekten müssen es sein.

 

Schon am Ende des ersten Kalenderjahres erreicht der Nachwuchs bereits Geschlechtsreife.

 

Das relativ verborgene Leben dieser Art bringt Lebensvorteile, Fressfeinde haben das Nachsehen, er hat sie wenig zu befürchten. Selten soll der Sperber einmal Erfolg haben. Selbst Greifsäuger haben nur eine geringe Chance, sie übersehen das Nest in Erdbodennähe. Sie erbeuten sehr viel eher zu früh aus dem Nest flatternde Amseln, Rotkehlchen und Zaunkönige.

 

 

Aber alles hat seinen Preis! So gibt es beim Zilpzalp eine große Nestlings-Sterblichkeit. Sie hängt sicherlich mit viel längerer Feuchte am Boden zusammen; denn der nassgeregnete Nestbereich trocknet in dichtem Laubwerk in feuchter Umgebungsluft viel zu langsam ab! Es sind dies offensichtlich die Nachteile einer guten Deckung!

 

Im Herbst schwindet das Nahrungsangebot, der Bestand an Kerbtieren und Würmern nimmt spürbar ab. Die insektivoren Laubsänger müssen daher im Herbst die nördlichen Breiten räumen.

 

 

Mit etwa 4 Millionen Brutpaaren ist der Weidenlaubsänger in Deutschland fest etabliert, keineswegs gefährdet. Seine Verbreitung erstreckt sich über das gesamte Europa und Asien.

 

 

Nahe verwandt mit dem Zilpzalp ist der ähnlich aussehende Fitis-Laubsänger. Er ist etwas grünlicher und weist eine variable, meist bräunliche Beinfärbung auf. Er fühlt sich in der offenen Strauch- und Feldlandschaft zu Hause. Ein sicheres Erkennungsmerkmal ist sein eher weicher Gesang, der an die Laute eines Buchfinken erinnert, nur dass die weich, fallende Strophe vorzeitig endet.

 

 

Wenn die Abreise in den Süden ab dem 20. August beginnt, hört man ihn für sehr wenige Tage auch einmal im Garten von einem höheren Baum, gern einer Birke singen. Der Rückflug in den Süden kann dauern. So sind gelegentlich Fitis-Familien noch in der 2. September-Hälfte beim Füttern von Jungen zu beobachten! – Er brütet wie seine Verwandten also durchaus auch ein zweites Mal.

 

 

Wiederum recht ähnlich sieht der Waldlaubsänger aus, der aber nur in einem besonderen, eher lichten (Rotbuchen-) Waldbestand vorkommt. Sein Gesang erinnert an eine uralte Pfaff-Nähmaschine, die mit dem Fuß-Pedal angetrieben wird, in immer schnellerer Folge rattert und Sekunden später wieder stehen bleibt.

 

Fehlt noch der etwas seltener auftretende Gelbspötter, der mit seinem manchmal näselnden Gesang viele Vogelarten in seinem Revierbereich imitiert.

 

 

Sie alle gehören zu den Grasmückenartigen, die als Zweigsänger mit sehr vielen Arten in unserer Heimat die unterschiedlichsten Biotope besetzt haben.

 

 

 

Uwe Langrock